Der Weg des Kriegers ( A Tale of The Supreme Warrior)
Tokugawa : Der Weg des Kriegers
Viele Wochen und Monate sind vergangen, seitdem der japanische Fürst und Nachfahre des letzten Shogun Japans in einem Wrestling Ring stand. Ebenso viele Stunden vergingen, in denen er voller Hoffnung und Demut auf den Knien seines Dojos lebte, vertieft im Gebet, verstrickt im ewigen Kampf Geist gegen Körper.
Das Haus, in dem er saß und trainierte, war bescheiden gestaltet. Außer dem Boden, auf dem er saß und lebte, und den Wänden, die das Schwert und seine liebsten Gegenstände trugen, gab es nichts, was von Interesse schien. An den Wänden gab es aber dennoch mehr zu entdecken, als das Auge der Fremden vermuten würden. Was für die meisten Menschen, die Japan nicht kannten, eine dekorative Wandbemalung war bedeutete Tokugawa mehr, denn es waren die Weisheiten seines Volkes, geschrieben in einer Zeit, da die Dynastie der Tokugawa noch das Land regierte und Schlachten geschlagen wurden, in denen der wahre Krieger nicht nur die wahre Kraft oder Schwäche seiner Seele kennenlernen durfte, sondern auch der eigenen Familie viel Ruhm und Ehre bringen konnte.
Doch diese Zeit schien für die Welt da draußen vergessen. Für den modernen Japaner ebenso, wie für den ungebildeten Gaijin, geboren irgendwo in einer vergessenen Welt.
Die Kerze stand im Zentrum des Raumes der Geister, einem Ort, an dem sich Tokugawa zwischen den Trainingsrunden zurückzog, um zu meditieren. Den Frieden zu suchen. Die innere Stärke reifen zu lassen. Den Geist zu schulen und den Weg des Kriegers zu gehen, der zeigte, wer man war und wofür man eigentlich einstand und kämpfte.
Der Kampf im Ring war vorbei, doch der ewige spirituelle Kampf zwischen der Willenstärke und den schwachen Körper führte Tokugawa noch immer. Der Supreme Warrior wusste, dass es eine Zeit nach Genesis Wrestling geben würde. Das es eine Zeit nach GWS geben musste. Doch wusste er nicht, ob er diese Zeit jemals wieder im Ring verbringen würde.
Ein angenehmer Duft schwebte im Raum, ließ Tokugawa das harte Training vergessen. Seine Hand fuhr mehrfach über das Feuer der Kerze. Er fühlte den Schmerz, den die Kerze – nein – das Feuer ihn zufügte. Er wollte sich dem nicht entziehen und senkte seine Hand nur noch tiefer zum Feuer, dem Element, das alles und jeden vernichten konnte, der nicht stark genug war, sich ihm entgegenzustellen.
Bilder einer Schlacht durchzogen seine Gedanken. Zwei verfeindete Heere standen sich auf dem Schlachtfeld gegenüber. Die Rüstungen der Samurai blitzten im Sonnenschein auf, die Soldaten standen in reih und Glied und warteten auf den Tag der Entscheidung. Speere standen nebeneinander, so wie die Soldaten als Brüder beisammen standen, darauf hoffend, gemeinsam den nächsten Tag erleben zu dürfen. Ein Gefühl der Vollkommenheit, wurde den Kämpfern doch zuvor eingeprägt, den Sieg zu erringen, den sie von Anfang an verdienten. Der Sieg, für den sie geboren wurden und der ihnen vorherbestimmt war.
„So lehrten es die Weisen ... die Feldherren und die Samurai seit Anbeginn unserer Zeit. Opfern heißt Siegen.“, sprach der japanische Fürst in leisen Worten. „Doch hat uns niemals jemand gesagt, welche Opfer für den Krieg wirklich erbracht werden sollten.“
Das Schlachtfeld war getränkt vom Blut der Toten im Abendrot der untergehenden Sonne. Viele Krieger hatten den Tag er Ehre nicht überstanden, zu viele Kämpfer starben einen unnötigen Tod, für Versprechen, die sich eines Tages als Lüge der Macht entfalten mussten. Das Bild ... idyllisch und farbenfroh wie Fernsehen. So würden die Künstler das Ereignis in ihren Bildern wiedergeben. Und den siegreichen Feldherren in einer gottesfürchtigen Pose hinzufügen, die zu keiner Zeit einen Zweifel über einen gerechten Sieg zulassen sollte.
„Die Lüge muss wie ein Schleier fallen, denn sie vernebelt die Seele des Kriegers. Sie läßt ihn nur Haß und Tod sehen und suggeiert den nahestehenden Tod als größte Ehre, die ein Krieger erreichen kann. Geblendet vom Stolz wird er die Wahrheit im Nebel nicht erkennen und für eine Sache fallen, die er nicht verstehen kann.“
Die Worte Tokugawas waren an sich selbst gerichtet und sollten seinen Geist daran erinnern, dass er selbst der Krieger war, der zu viele Fehler beging, die er nicht ungeschehen machen konnte. Man würde diese Fehler niemals vergessen und bis in alle Ewigkeiten gegen in einsetzen.
Er vermisste die einfache Struktur von GWS. Er vermisste den Ring und sein Leben als Stacheldrahtkrieger sehr. Doch seine Taten und die schlechten Eigenschaften waren zu groß, um jemals wieder im Licht stehen zu dürfen. Der tägliche Kampf musste an einer anderen Stelle geführt werden, obgleich Tokugawa den inneren Kampf seiner Seele stets mit sich trug.
Sowohl im Ring als auch in der anderen Welt.
Während Tokugawa noch immer bemüht war durch die Meditation innere Ruhe zu finden, zwang seine Seele ihn dazu, mit der freien Hand die Narben abzutasten, die er während der unzähligen Schlachten erlitten hatte. Erfühlte den Riss in seiner Haut, schmeckte das Blut auf seiner Zunge und fühlte den tiefen Sturz zu Boden, den jeder Wrestler durch einen harten Bump einstecken musste.
„Und die Fans rufen meinen Namen.“, erinnerte sich Tokugawa, „Sie wünschen meinen tot im Ring. Sie fürchten meine Person und meine Taten, halten mich für den leibhaftigen Dämon, den Sohn eines Kitsunes, weil sie an der ehrhaftigkeit meiner Ziele zweifeln. Sie zweifeln, ob Tokugawas Weg des Kriegers gut ist für sie. Welch dumme Narren, unfähig das Licht der Welt zu erkennen, wenn es ihnen vor Augen gehalten wird. Durch meine Sünden im Ring, als Wrestler, werden sie gewzungen, ihre Sünden zu sehen und müssen erkennen, dass wir, die so unterschiedlich sind, vor den Augen unserer Götter doch gleich sind.“
Die Erinnerungen steigen weiter in ihn auf. Die Vergangenheit will zurück an die Oberfläche. Das ruhmreiche Leben als Wrestler. Bestandteil seines Lebens, Grund seiner Existenz.
Er erinnert sich ...
... an dem Moment, da er in einem harten Match nicht mehr weiter wusste und kurz vor einem Pinfall war. Dieser Moment, wenn dir klar wird, du musst etwas unternehmen, um das Blatt noch ein mal umzureißen. In diesen Moment dachte Tokugawa nicht mehr nach. Er taumelte an die Absperrung, zu einem Fan, der seinen Feind zujubelte und entriss ihn ein Skateboard. Dann legte er es wankemutig auf den Boden, nahm Anlauf und visierte seinen Gegner an, der gerade um die Ecke rannte. Die Aktion perfekt getimt, schaffte Tokugawa den Absprung und wandelte den Skateboard Drive in einen Lariat um, der seinen Gegner endgültig die Luft raubte. Es war der Moment, als der Skateboard Larita geboren wurde, eine Aktion, die zuvor noch niemand ausführte: ein schwungvolles Skateboard in einer Wrestling Aktion benutzen. Das war Wahnsinn! An solche Aktionen erinnern sich die Fans ... noch heute!
... an seinen ersten Titelkampf, in dessen Verlauf er sich durch Stacheldraht und Gegenstände kämpfen musste, nur um an die Leiter zu kommen, die den Zugriff auf den Gürtel ermöglicht hätte. Doch die Einschläge seines Gegners waren zu stark und Tokugawa stürzte ohne Gürtel in der Hand zu Boden. Er fühlte den Schmerz seines Körpers und den bitteren Geschmack der Niederlage nach einen sehr harten, sehr brutalen Kampf. Er verlor das Bewusstsein und erwachte Tage später im Krankenhaus. Eine sehr prägende Erinnerung.
Tokugawa begann schwer zu atmen. Die Wirkung der Meditation ließ nach, er würde es heute Abend angesichts dieser Erinnerungen nicht mehr schaffen, die nötige, innere, Ruhe zu finden, nötig wäre, um das heutige Training abzuschließen.
„Für jeden Menschen gibt es eine Rückkehr in den Schoß der Götter. Die Bedingungen mögen hart sein, nahezu erdrückend und unmenschlich. Aber es muss geschehen, damit die Sünden der Seele vergeben werden können. Auch Tokugawa wünscht sich in diesen Tagen eine Rückkehr in sein altes Leben, eine Vergebung seiner Sünden. Es kann und wird niemals vergessen werden, was einst geschah, doch darf es niemals den vor uns liegenden Weg in Dunkelheit legen.“
Was immer Tokugawa mit diesen Worten auch meint, bleibt wohl nur ihm zugänglich. Fakt scheint zu sein, dass Kaito seine inneren und äußeren Fehler zutiefst bereut und sich in diesen bedeutsamen Tagen nichts sehnlicher wünscht, als die Rückkehr zu alten Werten, Traditionen und dem Leben eines Wrestlers, dessen ganze Leidenschaft in dem liegt, was er tut und wozu er geboren wurde.
Doch es ist nicht allein seine Entscheidung, wie die Zukunft aussehen wird ...